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Das Krypto-Imperium der Familie Trump: Wie ein zirkulärer Deal über 750 Mio. Dollar eine halbe Milliarde einbringen könnte

6 Min. Lesezeit
Eric Trump und Donald Trump Jr.
Eric Trump und Donald Trump Jr. auf der Bitcoin-Konferenz im Mai. Foto: Roger Kisby für das Wall Street Journal.

Die Familie Trump hat für ihr Flaggschiff-Krypto­projekt eine Konstruktion aufgebaut, die ihnen potenziell über 500 Mio. Dollar einbringen kann. Ungewöhnlich daran: Mit Präsident Donald Trump verbundene Unternehmen stehen auf beiden Seiten des Geschäfts – als Verkäufer und als Käufer. Nach Ansicht des Wall Street Journal kommen derartige „zirkuläre“ Transaktionen in der Kryptobranche deutlich häufiger vor als in den traditionellen Finanzmärkten – und bergen spürbar mehr Risiken für Anleger.

Was geschah: der „Kreis“ über drei Viertel einer Milliarde

Im Zentrum steht World Liberty Financial (WLF, World Liberty) – die Krypto­plattform der Familie Trump, die im vergangenen Jahr gestartet wurde. Im August übernahm World Liberty die Kontrolle über das börsennotierte Unternehmen Alt5 Sigma (Ticker ALTS), das sich von Recycling- und Schmerztherapie­diensten in eine Zahlungs- und Krypto­plattform verwandelt hat. Nach dieser Rochade sammelte Alt5 bei externen Investoren 750 Mio. Dollar an Barmitteln ein, um damit … den von World Liberty frisch emittierten Token WLFI bei World Liberty zu kaufen.

Der finanzielle Kern: Laut Erlösverteilungs­struktur fließen bis zu 75 % der Einnahmen aus WLFI-Verkäufen an eine mit der Familie Trump verbundene Einheit. Von den 750 Mio. Dollar Cash dürfen World Liberty und verbundene Parteien also mit rund 500 Mio. Dollar „hartem“ Geld rechnen.

Das Wall Street Journal berichtet, dass der Handelsstart von WLFI – dem Krypto-Äquivalent zu einem Börsen-IPO – für Montag vorgesehen ist. Auf dem Papier wird der WLFI-Bestand der Familie Trump auf mehr als 6 Mrd. Dollar geschätzt; zwei Drittel dieser WLFI-Tokens hält Präsident Donald Trump persönlich, berechnet auf Basis von Futures-Preisen an Krypto­börsen, Blockchain-Daten und seinen persönlichen Finanzangaben. Am ersten Handelstag gelangt nur ein kleiner Teil der 33 Mrd. WLFI, die World Liberty selbst hält, in den freien Umlauf; einige Insider dürfen vorerst nicht verkaufen.

Die Einsätze für das Familienvermögen sind hoch: Steigen die Kurse, könnten die „Papier“-Bewertung und potenzielle Erlöse aus künftigen Verkäufen in die Milliarden gehen. Die Kehrseite: Frühere, mit Trump verbundene Tokens stürzten nach anfänglichen Sprüngen deutlich ab, und bereits geringe Verkaufsvolumina können die Preise drücken.

Neben WLFI verfügt der Präsident über weitere Krypto­werte: Beteiligungen im Wert von mehreren Milliarden Dollar an der Memecoin-Kryptowährung $Trump sowie an Trump Media (DJT), Betreiber der Plattform Truth Social, die laut Wall Street Journal selbst Kryptowährungen kauft und hält. All das geschieht vor dem Hintergrund, dass seine Administration die Behörden angewiesen hat, die Zügel für Krypto­unternehmen zu lockern.

„Mehr Krypto, weniger Immobilien“

Kryptowährungen sind de facto zum dominanten Geschäftsbereich der Familie Trump geworden und haben das Immobilien­imperium, das der Präsident über ein halbes Jahrhundert aufgebaut hat, in den Schatten gestellt. Herzstück des neuen Ökosystems ist World Liberty: Neben WLFI entwickelt das Unternehmen den an den Dollar gekoppelten Stablecoin USD1 und bereitet eine Mobile-App für Krypto­zahlungen vor.

Laut Wall Street Journal hat World Liberty bereits vor dem öffentlichen WLFI-Handel in privaten Runden mindestens 650 Mio. Dollar eingesammelt. Unter den Investoren: der chinesische Krypto-Milliardär Justin Sun. WLFI ist ein sogenannter Governance-Token: Er gibt Inhabern Stimmrechte bei bestimmten operativen Fragen von World Liberty, vermittelt aber keinen Anspruch auf Gewinne.

Kryptohändler Morten Christensen (AirdropAlert), der nach eigenen Angaben einen „substanziellen“ WLFI-Bestand gekauft hat, erwartet einen fulminanten Start:

„Er erfüllt alle Kriterien für einen Token, der heftig nach oben schießen kann.“
Christensen hofft zudem, dass der Präsident den Token zum öffentlichen Handelsbeginn öffentlich unterstützt.

Alt5 Sigma: von JanOne zu Kryptozahlungen – und in die Umlaufbahn von World Liberty

Bis Mitte vergangenen Jahres hieß Alt5 noch JanOne und war im Recycling- und Schmerzmittel­geschäft tätig. Im Mai zahlte das Unternehmen eine Geldbuße, um einen Vorwurf der SEC beizulegen, JanOne habe seine Erträge betrügerisch aufgebläht; ein Schuldeingeständnis gab es nicht. Im selben Monat kaufte JanOne die Krypto­zahlungs­firma Alt5 Sigma und übernahm deren Namen.

World Liberty bezahlte seinen Alt5-Anteil nicht in bar, sondern mit eigenen WLFI-Tokens – bewertet von den beteiligten Firmen mit 750 Mio. Dollar. Nach Abschluss des Deals wurde Zach Witkoff, Mitgründer und CEO von World Liberty, zum Alt5-Chairman ernannt; Eric Trump zog in den Verwaltungsrat ein. World Liberty erhielt zudem das Recht, einen neuen CIO zu nominieren – den Gründer eines Krypto­unternehmens, dessen erklärtes Ziel die Verbreitung von USD1 ist.

Am 13. August feierten Eric Trump und Witkoff den Abschluss, indem sie die Eröffnungsglocke an der Nasdaq läuteten. Wie das Wall Street Journal berichtet, hielt Witkoff – Sohn des Präsidenten­gesandten Steve Witkoff – eine Rede im Namen beider Unternehmen.

Die Marktkapitalisierung von Alt5 liegt bei rund 1 Mrd. Dollar. Die börsennotierte Firma kündigte an, WLFI nach einer „Treasury-Strategie“ zu akkumulieren – nach dem Vorbild des Softwareunternehmens Strategy (früher MicroStrategy), das den Kauf von Bitcoin mit Aktienemissionen finanzierte. Der wichtige Unterschied: Strategy kauft Bitcoin am offenen Markt, während Alt5 WLFI von einer verbundenen Partei erwirbt – World Liberty –, die zudem das Token-Angebot kontrolliert.

Nach Angaben des Wall Street Journal kaufte Alt5 WLFI zu 20 Cent pro Stück – einem Aufschlag von 50 % gegenüber dem Preis einer jüngsten Privatplatzierung an einen externen Investor, was den Gesamtwert von WLFI nach oben „markiert“. Zach Witkoff hält dagegen, 20 Cent entsprächen einem Abschlag gegenüber den aus WLFI-Futures an Krypto­börsen „implizierten“ Preisen.

Praktiken dieser Art sind in der Krypto­branche nicht beispiellos: So kooperierte etwa Justin Suns Blockchain-Projekt Tron mit einer verbundenen Gesellschaft, die die von Tron emittierte Kryptowährung aufkaufte.

Rechtsrahmen und Sicht der Aufseher

Ehemalige Beamte US-amerikanischer Finanzmarkt­aufsichten, mit denen die Zeitung sprach, betonen: Transaktionen mit verbundenen Parteien bergen potenzielle Interessenkonflikte und standen früher häufig unter strenger Beobachtung. Werden jedoch alle relevanten Insider­informationen offengelegt, sodass Anleger Risiken selbst einschätzen können, dürften derartige Geschäfte im Regelfall mit dem US-Wertpapier­recht vereinbar sein.

Howard Fischer, früher Senior Trial Counsel der SEC (unter den Administrationen Obama und Präsident Donald Trump), sagt:

„Wir befinden uns in einem seltsamen, unerforschten Gebiet der Wertpapierwelt. Menschen fällen Anlageentscheidungen, die sie zu anderen Zeiten nicht getroffen hätten.“

Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, betonte:

„Weder der Präsident noch seine Familie waren jemals in Interessenkonflikte verwickelt und werden es auch nie sein.“

Es gibt auch gegenteilige Einschätzungen. Corey Frayer, ehemaliger leitender SEC-Beamter für Krypto­politik unter der Biden-Administration, warnt:

„Diese Struktur bringt die schlechtesten Praktiken des Krypto-Ökosystems in regulierte öffentliche Märkte.“

Wer die 750 Mio. Dollar gab: Point72 und Family Offices

Nachdem World Liberty die Kontrolle über Alt5 übernommen hatte, sammelte das börsennotierte Unternehmen 750 Mio. Dollar von Institutionellen und Privaten ein – darunter Steve Cohens Hedgefonds Point72 Asset Management und das Hongkonger Family Office Soul Ventures. Dessen Mitgründer Warren Hui, der 85 Mio. Dollar beisteuerte, erklärt die Wette so: Es sei ein Einsatz auf die Fähigkeit von World Liberty, zu einem Branchenführer zu wachsen.

„Sie bringen ihr Produkt zur richtigen Zeit mit dem richtigen Team an den Start“, sagte er und nannte den von Alt5 gezahlten WLFI-Preis „fair“.

In einer Erweiterung der zirkulären Transaktionen plant World Liberty, Gewinne aus dem eigenen Stablecoin USD1 zu nutzen, um zusätzlich WLFI zurückzukaufen – ähnlich wie bei Aktien-Buybacks. Ein bei World Liberty tätiger Entwickler schrieb kürzlich auf X, dies werde einen „permanenten Kaufdruck“ erzeugen.

Warum das zählt: Risiken, Präzedenzfälle, Perspektive

  • Struktureller Interessenkonflikt. Wenn eine verbundene Partei einen Vermögenswert verkauft, den sie selbst emittiert und dessen Angebot sie kontrolliert – an eine zweite verbundene Partei – und gleichzeitig die Bewertung durch einen Aufschlag gegenüber jüngsten Privatdeals hochsetzt, laufen Außenstehende Gefahr, dass nicht der Markt, sondern die interne Mechanik der Gruppe den „fairen“ Preis bestimmt.
  • Regulatorische Unklarheit. Solange – wie das Wall Street Journal anmerkt – die formalen Offenlegungspflichten erfüllt sind, sind Einwände unwahrscheinlich. Die Praxis bildet sich jedoch erst heraus: „Wir sind auf unerforschtem Terrain …“.
  • Marktvolatilität. Die Historie der mit dem Präsidenten verknüpften Krypto­projekte zeigt: Ein schneller Start garantiert keine Stabilität. Jeder Versuch, große Bestände zu Geld zu machen, kann die Kurse einbrechen lassen.
  • Politisch-aufsichtlicher Kontext. In einem für die Kryptoindustrie günstigen politischen Umfeld (Signale für lockerere Aufsicht) erhalten solche Projekte Rückenwind. Dreht sich die Tonlage der Aufseher, kann sich das Bild schnell eintrüben.

World Liberty Financial baut eine ambitionierte „Krypto-Machtpyramide“ auf zwei Säulen – den Stablecoin USD1 und den Governance-Token WLFI – und untermauert die Bewertung des Letzteren mit großem, über Alt5 eingesammeltem Cash sowie einer „Treasury“-Politik des Token-Hortens. Für die Familie Trump ist das die Chance auf sofortige Hunderte Millionen und potenziell Milliarden in der Perspektive. Für Anleger ist es die Wette, dass die Synergie aus „richtiger Zeit und richtigem Team“ die Interessenkonflikte und Struktur­risiken überwiegt. Wie das Wall Street Journal betont, fällt das Urteil des Marktes bereits am Montag – wenn der WLFI-Token frei handelbar wird.


Dieser Artikel wurde auf Grundlage von bei Wall Street Journal veröffentlichten Informationen erstellt. Der vorliegende Text stellt eine eigenständige Bearbeitung und Interpretation dar und erhebt keinen Anspruch auf die Urheberschaft der ursprünglichen Inhalte.

Das Originalmaterial ist unter folgendem Link einsehbar: Wall Street Journal.
Alle Rechte an den ursprünglichen Texten liegen bei Wall Street Journal.

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