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Russlands Benzinverkäufe fallen auf Zweijahrestief: Drohnenschläge und Erntespitze verschärfen Engpässe

2 Min. Lesezeit
Ölraffinerie
Der starke Rückgang fällt in eine Phase ungeplanter Stillstände bei mehreren großen russischen Ölraffinerien. | Robert Nemeti/Anadolu/Getty Images via Politico

Börsendaten: deutlicher Rückgang bei AI-92 und AI-95

Die Benzinverkäufe an der Sankt Petersburger Internationalen Rohstoffbörse (SPIMEX) sind am Dienstag auf den niedrigsten Stand seit 2023 gefallen. Laut Börsendaten, auf die sich Kommersant beruft, sanken die Verkäufe von AI-92 um 21,7 % auf 15 600 Tonnen, während AI-95 um 15,5 % auf 12 060 Tonnen zurückging. Insgesamt entspricht das einem Minus von 19,1 % auf nur 27 700 Tonnen an einem Tag – ein Zweijahrestief.

Zur Einordnung: Das Börsensegment zeigt, wie viel „freier“ Bestand unmittelbar verfügbar ist. Ein großer Teil des Marktes wird zwar über außerbörsliche Verträge abgedeckt, doch ein Einbruch der Börsenvolumina signalisiert eine Verengung des Spotangebots und steigende Risiken für unabhängige Einzelhändler. In diesem Umfeld weiten sich Prämien für schnelle Belieferung aus, und Zeitverzögerungen in der Logistik (Bahn- und Lkw-Verladestrecken) werden für Händler in den Regionen kritisch.

Treiber: Angriffe auf Raffinerien, ungeplante Stillstände und höhere Gewalt

Die Engpässe werden durch ungeplante Ausfälle großer Raffinerien verschärft – vor dem Hintergrund von Kiews ausgeweiteter Kampagne gegen die russische Öl- und Gasinfrastruktur. Nach Angaben der ukrainischen Spezialoperationstruppen (SSO) wurde am Donnerstag die Raffinerie Wolgograd ins Visier genommen – der größte Produzent von Mineralölprodukten im Föderalbezirk Süd, der unter anderem Kraft- und Schmierstoffe an russische Militäreinheiten liefert. In der Nacht von Montag auf Dienstag meldeten die SSO zudem einen Schlag gegen die Raffinerie Saratow, was die Lieferunterbrechungen weiter verstärkte.

Wie Kommersant berichtet, haben einige Werke höhere Gewalt erklärt und Benzinlieferungen vorübergehend gestoppt. Für den Markt löst das einen Dominoeffekt aus: Kleine Tanklager zehren Bestände schneller auf, Verladepläne geraten ins Rutschen, und Betreiber müssen ihre Logistik auf die nächstverfügbaren Kapazitäten „neu zusammensetzen“. Lieferanten priorisieren Mengen für vertikal integrierte Ketten, wodurch unabhängige Tankstellennetze am stärksten betroffen sind. Nach Angaben der Zeitung haben zwei unabhängige Ketten (je rund 20 Stationen) den Einzelverkauf bereits ausgesetzt und geben Kraftstoff nur noch im Rahmen langfristiger Verträge ab.

Auch die Rechtslage spielt eine Rolle: Die Erklärung höherer Gewalt ist ein gängiges Verfahren, das Produzenten vor Vertragsstrafen bei Lieferausfällen schützt. Für Kunden bedeutet das jedoch faktisch Aufschub „bis auf Weiteres“ – und für den Markt eine Verknappung frei verfügbarer Mengen sowie einen Anstieg der Volatilität im Großhandel.

Saisonale Nachfrage und Folgen für den Einzelhandel

Zusätzlichen Druck entfaltet die Erntekampagne. Im September und Oktober erhöhen Landwirte traditionell ihre Kraftstoffkäufe für Feldarbeiten – die Nachfrage nach Benzin und Diesel zieht gleichzeitig in mehreren Regionen an und verschärft den Wettbewerb um frei verfügbare Volumina. Wie Kommersant unter Berufung auf Oleg Abelev, Leiter Research beim Investmenthaus Rikom-Trust, berichtet, ist dieser saisonale Faktor derzeit ein zentraler Nachfragetreiber.

Im Einzelhandel zeigt sich das in gezielten Verkaufsbeschränkungen, verschobenen Lieferungen und auseinanderlaufenden Entwicklungen zwischen großen und kleinen Ketten: Vertikal integrierte Player halten die Regale dank priorisierter Belieferung gefüllt, während unabhängige Betreiber den Absatz kürzen, auf „nur per Vertrag“-Formeln umstellen und Lieferwege häufiger umplanen müssen. Im Großhandel weitet sich die Preisspanne zwischen Regionen und Lieferbasen aus, und jeder ungeplante Raffineriestopp schlägt sofort in den Börsennotierungen durch.

Fazit vorerst: Die Kombination aus ungeplanten Raffineriestillständen nach Drohnenangriffen und saisonalem Nachfragespitzenwert aus der Landwirtschaft hat die Börsenverkäufe von Benzin auf ein Zweijahrestief gedrückt. Nach Einschätzung von Kommersant erzeugen priorisierte Beladungen für große Ketten und höhere Gewalt in einigen Werken einen strukturellen Mangel genau im Spotsegment – dort, wo sich unabhängige Tankstellen und kleinere Großhändler eindecken. Sollten sich die Raffinerieauslieferungen nicht normalisieren, wird der Markt länger durch regionale Umverteilung von Ressourcen und durch Kürzungen frei verfügbarer Mengen für kleinere Akteure balancieren müssen.


Dieser Artikel wurde auf Grundlage von bei Politico veröffentlichten Informationen erstellt. Der vorliegende Text stellt eine eigenständige Bearbeitung und Interpretation dar und erhebt keinen Anspruch auf die Urheberschaft der ursprünglichen Inhalte.

Das Originalmaterial ist unter folgendem Link einsehbar: Politico.
Alle Rechte an den ursprünglichen Texten liegen bei Politico.

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