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Sabotage auf der Strecke Warschau–Lublin: Polen verdächtigt russische Geheimdienste

3 Min. Lesezeit
Polnische Politiker
Polnische Politiker, darunter Premierminister Donald Tusk (rechts), besuchten den Ort des Vorfalls, der als „terroristische Sabotage“ bezeichnet wurde. KPRM/X/ANADOLU/GETTY IMAGES über The Times

Die polnischen Behörden untersuchen eine Reihe von Vorfällen auf einer Bahnstrecke, über die humanitäre und militärische Hilfe für die Ukraine transportiert wird. Nach Ansicht der The Times ist man in Warschau zunehmend überzeugt, dass Moskau hinter dem Anschlag steht. Der Vorfall wird als Teil eines breiteren hybriden Krieges gegen die Länder betrachtet, die Kiew unterstützen.

Der polnische Premierminister Donald Tusk bezeichnete die Explosion, die am Wochenende auf einem Streckenabschnitt zwischen Warschau und Lublin stattfand, als „beispiellosen Sabotageakt gegen die Sicherheit des polnischen Staates und seiner Bürger“. Die Explosion beschädigte eine Linie, über die regelmäßig Lieferungen für die Ukraine erfolgen. Jacek Dobrzynski, Sprecher der Agentur für Innere Sicherheit (ABW), betonte: „Alles deutet auf eine Beteiligung Russlands hin. Der russische Geheimdienst versucht, Polen und die Europäische Union zu destabilisieren und uns gegen die Ukraine auszuspielen.“ Der Kreml äußerte sich bislang nicht.

Ablauf der Ereignisse

In der Nacht zum Samstag hörten Bewohner des Dorfes Mika, etwa 60 Meilen südöstlich von Warschau, einen lauten Knall aus Richtung der Eisenbahnlinie. Am Sonntagmorgen bemerkte der Lokführer eines Regionalzuges beschädigte Gleise und musste eine Notbremsung einleiten.

Am Abend desselben Tages musste ein weiterer Zug mit 475 Passagieren, der 19 Meilen südlich von Puławy unterwegs war, ebenfalls eine Notbremsung durchführen — diesmal wegen beschädigter Oberleitungen. Verletzt wurde niemand, jedoch zerbarsten in einem der Waggons die Fensterscheiben.

Die polnische Staatsanwaltschaft leitete eine strafrechtliche Untersuchung wegen eines „terroristischen Anschlags im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes“ ein. Ermittler fanden am Tatort eine Metallplatte, die absichtlich an die Gleise geschraubt worden war, sowie ein Smartphone, das über ein Kabel angeschlossen war. Laut Staatsanwaltschaft stellten diese Handlungen eine unmittelbare Gefahr einer schweren Verkehrskatastrophe dar und gefährdeten das Leben zahlreicher Menschen.

Harte Reaktion der Regierung

Justizminister Waldemar Żurek erklärte, dass den Tätern eine Strafe bis hin zur lebenslangen Freiheitsstrafe drohe. „Die Staatsanwaltschaft wird entschlossen und unerbittlich handeln. Niemand, der einen Sabotageakt gegen den polnischen Staat begeht, wird der Verantwortung entkommen“, betonte er.

Der Minister für Sonderdienste, Tomasz Siemoniak, wies darauf hin, dass es sich nicht um gewöhnliche Kriminalität handele. „Wir haben es mit den Diensten eines fremden Staates zu tun und nicht mit einer Bande von Schrottdieben“, schrieb er.

Für Dienstag war eine außerordentliche Sitzung des Nationalen Sicherheitskomitees angesetzt — mit Teilnahme der höchsten Militärführung und des Präsidialvertreters Karol Nawrocki. Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz ordnete verstärkte Patrouillen entlang der Bahnlinien im Osten des Landes an, insbesondere an Brücken, Tunneln und anderer kritischer Infrastruktur. Zur Überwachung werden Drohnen eingesetzt, die ab Dienstag von einem Hubschrauber unterstützt werden.

Teil einer breiteren Kampagne?

Nach Ansicht der The Times fügt sich der Vorfall in eine Reihe ähnlicher Ereignisse ein, die europäische Geheimdienste mit russischen Destabilisierungsversuchen in Verbindung bringen. In mehreren Ländern gibt es Berichte über Rekrutierungsversuche via Telegram, um Brandstiftungen, Angriffe auf Infrastruktur oder das Versenden von Sprengstoffpaketen durchzuführen.

Im Herbst meldeten die polnischen Behörden die Festnahme von 55 Personen, die verdächtigt werden, Sabotageakte geplant zu haben. Darunter befanden sich zwei ukrainische Staatsbürger in Kattowitz, denen Spionage vorgeworfen wird. Ebenfalls festgenommen wurde ein Weißrusse, der sich als politischer Flüchtling ausgegeben hatte; laut Ermittlern handelte es sich tatsächlich um einen russischen Agenten, der für den Brand eines großen Einkaufszentrums bei Warschau verantwortlich sein soll.

Auch in Nachbarstaaten wurden ähnliche Netzwerke entdeckt. In Litauen wurde im September ein Netzwerk aus 15 Personen festgenommen — Staatsbürgern Russlands, Litauens, Lettlands, Estlands und der Ukraine. Ihnen wird vorgeworfen, vier Pakete mit Sprengstoff über die Kurierdienste DPD und DHL nach Großbritannien, Deutschland und Polen geschickt zu haben. Eines der Pakete explodierte in einem DHL-Lager in Birmingham.

Folgen für die regionale Sicherheit

Warschau betrachtet die Sabotage auf der Strecke Warschau–Lublin als Versuch Moskaus, den Zufluss von Hilfe an die Ukraine zu stören und die polnische Regierung einzuschüchtern. Staatliche Stellen verstärken die Sicherheitsmaßnahmen an der Verkehrsinfrastruktur, und die Regierung kündigt eine harte Reaktion an.

Nach Einschätzung der The Times ist der Angriff auf das polnische Bahnsystem Teil einer umfassenderen Strategie hybrider Operationen, mit denen Russland die Widerstandsfähigkeit der europäischen Sicherheitsstrukturen testet, kritische Infrastruktur angreift und die Unterstützung für die Ukraine untergraben will.


Dieser Artikel wurde auf Grundlage von bei The Times veröffentlichten Informationen erstellt. Der vorliegende Text stellt eine eigenständige Bearbeitung und Interpretation dar und erhebt keinen Anspruch auf die Urheberschaft der ursprünglichen Inhalte.

Das Originalmaterial ist unter folgendem Link einsehbar: The Times.
Alle Rechte an den ursprünglichen Texten liegen bei The Times.

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