Ambitionierte Ziele treffen auf die Realität der Beschränkungen
Russlands Pläne, die Produktion von Flüssigerdgas (LNG) zu verdreifachen, stoßen auf erhebliche Verzögerungen. Vizepremier Alexander Nowak räumte ein, dass internationale Sanktionen den Zeitplan für das Erreichen der zuvor angekündigten Ziele deutlich nach hinten verschoben haben. Zwar bleibe das Ziel bestehen, jährlich 100 Millionen Tonnen LNG zu produzieren, doch „sanktionsbedingte Einschränkungen führen zwangsläufig zu einer Verzögerung um mehrere Jahre“.
Einen neuen konkreten Termin nannte Nowak nicht und machte lediglich deutlich, dass der ursprüngliche Zeitrahmen nicht mehr realistisch sei.
Von den Zielen für 2030 zur strategischen Neubewertung
Ursprünglich hatte Moskau geplant, die LNG-Produktion bis 2030 auf 100 Millionen Tonnen pro Jahr zu steigern und damit rund 20 % des Weltmarktes zu kontrollieren. Nach Einschätzung von Bloomberg wurden diese Ambitionen jedoch durch mehrere Sanktionsrunden westlicher Staaten, insbesondere der USA, erheblich untergraben.
Die Maßnahmen betreffen nicht nur neue Projekte, sondern auch die Logistik. Sanktionen richten sich gegen Schiffe, die für den Transport von LNG eingesetzt werden, ebenso wie gegen künftige Investitionsvorhaben in diesem Sektor. Westliche Regierungen begründen diese Schritte damit, die Einnahmen des Kremls zu verringern, die zur Finanzierung des Krieges in der Ukraine genutzt würden.
Ausnahmen und alternative Absatzwege
Die USA haben sämtliche bestehenden und geplanten russischen LNG-Projekte auf die Sanktionsliste gesetzt, mit einer einzigen Ausnahme: Yamal LNG, das von Novatek PJSC geführt wird. Dennoch ist es Russland gelungen, einen Teil seiner Exporte trotz der Restriktionen umzuleiten.
Vergünstigte LNG-Ladungen, die unter Sanktionen fallen, finden zunehmend Abnehmer in China — einem Land, das die westlichen Maßnahmen nicht anerkennt. Infolgedessen blieben die Lieferungen nach Asien nicht nur stabil, sondern konnten teilweise sogar ausgeweitet werden.
China als zentraler Wachstumsmarkt
Im vergangenen Monat wurde Russland zum größten LNG-Lieferanten Chinas und überholte damit Australien. Diese Entwicklung zeigt, dass Moskau trotz des Drucks aus dem Westen seine Position in bestimmten regionalen Märkten, insbesondere in Asien, stärken konnte.
Analysten warnen jedoch, dass diese Neuausrichtung die Verluste durch den eingeschränkten Zugang zu Technologie, Finanzierung und Versicherungen nicht vollständig ausgleichen kann — alles Faktoren, die für einen groß angelegten Ausbau der LNG-Produktion entscheidend sind.
Aktuelle Produktionszahlen und Ausblick
Nach Angaben von Interfax, die sich auf Daten des Föderalen Statistikdienstes stützen, produzierte Russland in den ersten elf Monaten des Jahres 2025 nahezu 30 Millionen Tonnen LNG. Dieses Niveau liegt deutlich unter dem, was zur Erreichung der früheren strategischen Ziele erforderlich wäre.
Damit bleiben die Pläne zur Verdreifachung der LNG-Produktion zwar offiziell bestehen, ihre Umsetzung hängt jedoch zunehmend von geopolitischen Entwicklungen, der Fähigkeit Russlands zur Umgehung von Sanktionen und der Tiefe seiner energiepolitischen Beziehungen zu asiatischen Partnern ab.
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