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USA schlagen „freie Wirtschaftszone“ im Donbas vor: Kiew legt Details von Trumps Initiative offen

3 Min. Lesezeit
zerstörtes Haus
Wolodymyr Selenskyj sagte, es wäre unfair, von ukrainischen Truppen einen Abzug ohne starke, von den USA unterstützte Sicherheitsgarantien zu fordern. © Anatolii Stepanov/Reuters via The Financial Times

Eine neue Verhandlungsrunde über den amerikanischen Friedensplan für die Ukraine hat den Donbas erneut ins Zentrum internationaler Gespräche gerückt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass die Regierung von Präsident Donald Trump vorschlägt, ukrainische Truppen aus Teilen des Gebiets Donezk abzuziehen, um dort eine sogenannte „freie Wirtschaftszone“ zu schaffen. Nach Einschätzung der Financial Times spiegelt dieser Ansatz Washingtons Bemühungen wider, eine Kompromissformel zu finden, die für beide Konfliktparteien akzeptabel sein könnte. Kiew sieht jedoch erhebliche Risiken in diesen Vorschlägen.

Die ursprüngliche Idee: Pufferzone und Anerkennung des Gebiets als russisch

Nach Angaben von Quellen sahen die ersten Entwürfe des 28-Punkte-Friedensplans der USA die Einrichtung einer „neutralen entmilitarisierten Zone“ nach dem Rückzug der ukrainischen Streitkräfte vor. In vorläufigen Dokumenten, die im November kursierten, wurde dieser Korridor als Gebiet betrachtet, das „international als Eigentum der Russischen Föderation anerkannt“ werden sollte.

Selenskyj betonte, dass dieser Ansatz in Kiew große Besorgnis auslöste:

„Wenn eine Seite sich zurückziehen muss, warum zieht sich die andere nicht in gleichem Abstand zurück?“

Trumps „Kompromiss“: Die Ukraine zieht sich zurück, Russland rückt nicht ein

Nach den Worten Selenskyjs schlagen die amerikanischen Unterhändler inzwischen eine andere Variante vor: Die Ukraine soll sich westlich der Frontlinie zurückziehen, während Russland „empfohlen“ wird, keine Truppen in das geräumte Gebiet einzubringen. Theoretisch soll dieses Territorium zu einer „freien Wirtschaftszone“ oder einem entmilitarisierten Gebiet werden. Doch wie Selenskyj betonte, gibt es weder in Washington noch bei den Partnern Klarheit darüber, wer dieses Gebiet verwalten oder wie es funktionieren soll.

„Sie wissen nicht, wer dieses Gebiet verwalten wird. So sieht das heutige Kompromisskonzept der USA aus“, erklärte er.

Nach Ansicht der Financial Times könnte gerade diese Unklarheit über die Verwaltung zu einem der größten Hindernisse für die Umsetzung des Plans werden.

Kiew fordert Garantien: Ohne sie ist kein Kompromiss möglich

Selenskyj erklärte, dass die Ukraine ohne verlässliche internationale Sicherheitsgarantien keinen Teilabzug ihrer Truppen in Betracht ziehen könne. Kiew befürchtet, dass Russland die entstandene Lücke nutzen und vorrücken könnte, wenn es keine bindenden Verpflichtungen und Kontrollmechanismen gibt.

„Das wäre unfair. Was sollte Russland davon abhalten, einfach dort einzurücken?“ sagte er.

Er unterstrich außerdem, dass territoriale Zugeständnisse außerhalb der Befugnisse des Präsidenten liegen: Die Verfassung der Ukraine erlaubt dem Staatsoberhaupt nicht, eigenmächtig über die Abtretung von Land zu entscheiden.

Ein Referendum als mögliche Lösung

Selenskyj schlug vor, dass die Frage territorialer Zugeständnisse dem Volk vorgelegt werden könnte:

„Das ist eine Frage, die das ukrainische Volk beantworten muss — entweder im Rahmen von Wahlen oder eines Referendums.“

Russland hält an Maximalforderungen fest

Moskau beharrt weiterhin auf einem vollständigen Rückzug der ukrainischen Streitkräfte aus dem Donbas — einschließlich der Gebiete, die Kiew seit 2014 hält. Dabei geht es um den sogenannten „Festungsgürtel“, ein tief gestaffeltes Verteidigungssystem, das die russische Armee seit mehr als zehn Jahren nicht durchbrechen konnte.

Nach Einschätzung der Financial Times könnte gerade dieser Faktor zu einem der stärksten Argumente Kiews gegen den US-Vorschlag werden: Die Aufgabe des „Festungsgürtels“ wird als strategische Schwächung der Ukraine betrachtet.

Intensive Verhandlungen mit den USA, der NATO und europäischen Spitzenpolitikern

In Kiew dauern die Konsultationen mit hochrangigen US-Vertretern an — darunter Außenminister Marco Rubio, Verteidigungsminister Pete Hegseth, Sondergesandter Steve Witkoff, Trump-Berater Jared Kushner sowie Vertreter der NATO. Thema sind Sicherheitsgarantien, Kontrollmechanismen und technische Fragen — von der Verwaltung der Grenzgebiete bis zur Zukunft des Kernkraftwerks Saporischschja.

Am selben Tag führte Selenskyj eine Online-Besprechung mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Sir Keir Starmer. Die Gespräche drehten sich um die Wirkung koordinierter Sanktionen gegen Moskau und die Nutzung eingefrorener russischer Vermögenswerte.

London bekräftigte seine Absicht, „finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine so lange wie nötig fortzusetzen“.

Zeitliche Erwartungen: Washington hofft bis Weihnachten auf Klarheit

Nach Angaben Selenskyjs setzte Präsident Trump ihm keine strikte Frist, doch Washington erwarte, „bis Weihnachten“ die Position Kiews zu verstehen.
Selenskyj betonte, dass die Ukraine zum Dialog bereit sei, Entscheidungen jedoch aufgrund des Ergebnisses und nicht nach von den USA gesetzten Zeitvorgaben treffen werde.

Das Problem des Kernkraftwerks Saporischschja und Moskaus Haltung

Selenskyj erklärte, dass die amerikanische Seite eine internationale Struktur zur Verwaltung des von russischen Kräften kontrollierten Kernkraftwerks Saporischschja prüfe. Russland habe jedoch bislang keine Bereitschaft erkennen lassen, die aktuelle Version des Friedensplans zu akzeptieren.


Dieser Artikel wurde auf Grundlage von bei The Financial Times veröffentlichten Informationen erstellt. Der vorliegende Text stellt eine eigenständige Bearbeitung und Interpretation dar und erhebt keinen Anspruch auf die Urheberschaft der ursprünglichen Inhalte.

Das Originalmaterial ist unter folgendem Link einsehbar: The Financial Times.
Alle Rechte an den ursprünglichen Texten liegen bei The Financial Times.

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