China präsentierte auf dem Platz des Himmlischen Friedens eine komplette Palette neuer Waffensysteme – von hypersonischen Langstreckenraketen bis zu autonomen unbemannten Systemen. Laut NZZ trägt die Schau eine klare abschreckende Botschaft, adressiert an potenzielle Gegner im westlichen Pazifik.
Eine Parade als Signal an die Welt
Am Mittwochmorgen nahm Xi Jinping auf dem Platz des Himmlischen Friedens Chinas größte Militärparade seit mindestens zehn Jahren ab – ein Ereignis, das auf die Jahrestage des Sieges über Japan und des Endes des Zweiten Weltkriegs terminiert war. Kurz vor 9 Uhr Ortszeit trat der Vorsitzende der Volksrepublik China und Generalsekretär der Kommunistischen Partei auf den Balkon des Tores des Himmlischen Friedens. NZZ zufolge war die politische Inszenierung bewusst unmissverständlich: Xi wurde von Russlands Präsident Wladimir Putin und Nordkoreas Führer Kim Jong Un flankiert, die fast die gesamte, siebzig Minuten dauernde Zeremonie an seiner Seite blieben. Das chinesische Staatsfernsehen, so NZZ, zeigte von den mehr als zwei Dutzend anderen angereisten Staats- und Regierungschefs nur wenig und konzentrierte sich stattdessen auf Aufnahmen, in denen Xi mit Putin und Kim spricht.
Kernaussagen von Xis Rede
Zur Eröffnung der Parade hielt Xi eine merklich kürzere Ansprache als vor zehn Jahren – rund zehn Minuten. Darin zeichnete er eine Entscheidung, vor der die Welt seiner Ansicht nach erneut steht:
„Noch einmal muss die Menschheit zwischen Krieg und Frieden wählen, zwischen Zusammenarbeit und einem Nullsummenspiel.“
NZZ unterstreicht, dass Xi den Vereinigten Staaten regelmäßig eine „Nullsummen“-Logik vorwirft – wonach der Gewinn des einen zwangsläufig der Verlust des anderen sei. Demgegenüber, sagte er, stehe das chinesische Volk auf der „richtigen Seite der Geschichte“, und die gesamte Zeremonie sei als Demonstration der Entschlossenheit gegenüber dem Westen angelegt.
Ein eigener Abschnitt diente als Warnung an ausländische Gegner. Xi wählte mehrere prägnante Formulierungen, um zu betonen, dass das Land die Gewalt nicht scheue:
„Diese große Nation hat sich niemals irgendeinem Feind oder irgendeiner Macht gebeugt; wer es wagt, hier einzudringen, wird an einer ‚Eisenmauer‘ zerschellen.“
„China fürchtet Gewalt nicht.“
Nach Zählung der NZZ fiel das Wort „Frieden“ sechsmal – gegenüber achtzehn Erwähnungen in seiner Rede vor einem Jahrzehnt. Xi, der der Zentralen Militärkommission vorsteht, setzte der Armee zudem eine klare Messlatte:
„Das gesamte Personal muss seine Aufgaben tadellos erfüllen und noch schneller dem Aufbau einer Armee von Weltklasse entgegengehen.“
Parade von Truppen und Technik: 45 Formationen – Schaukasten der Modernisierung
In den vergangenen Jahren hat die Volksbefreiungsarmee bei der Modernisierung sichtbar Fortschritte gemacht. Die Parade mit 45 Formationen geriet zum anschaulichen Schaufenster dieses Umbaus. NZZ zufolge standen Langstrecken- und hochpräzise Schlagmittel im Zentrum, die für den Einsatz in stark umkämpften Umgebungen ausgelegt sind.
- Hyperschall-Langstreckenrakete. China stellte ein neues Modell vor, das bestehende Raketenabwehr durchdringen und Ziele auf strategische Distanz treffen soll.
- Neue doppelt stationierbare Seezielflugkörper. Diese Anti-Schiff-Raketen können sowohl von Überwasserschiffen als auch von U-Booten gestartet werden und erweitern die Fähigkeit der Marine zu überraschenden Schlägen.
- Nach Einschätzung der NZZ wirkt die Architektur dieser Systeme wie eine Antwort auf eine mögliche Konfrontation mit den USA im westlichen Pazifik.
Fokus auf Autonomie: Hochgeschwindigkeitsdrohnen, UAVs und Unterwasser-„Roboter“
Einer der auffälligsten Blöcke betraf unbemannte Plattformen. China investiert seit Jahren stark in autonome Systeme – und die Parade unterstrich diesen Schwerpunkt.
- Vier Typen von Hochgeschwindigkeitsdrohnen, die nach Angaben der chinesischen Seite für gegnerische Abwehr schwer zu entdecken sind und geschichtete Luftverteidigung durchbrechen können.
- Ein neuer unbemannter Kampfjet – Schaukasten für Langzeitpatrouillen und präzise Schläge.
- Ein unbemannter Hubschrauber – eine VTOL-Plattform für Aufklärung und Zielzuweisung.
- Mehrere Klassen unbemannter Unterwasserfahrzeuge – ein weiteres Signal, dass China seine Fähigkeiten im maritimen Bereich stärken will, einschließlich verdeckter Operationen und Gegenmaßnahmen.
Botschaft und Adressaten
In Summe – die politische Entourage um Xi, die knappe, aber harte Rhetorik und der Schwerpunkt auf autonomen sowie weitreichenden Systemen – ergibt sich nach Ansicht der NZZ ein stimmiges Narrativ: Peking signalisiert Bereitschaft zur Konfrontation und den Willen, in beschleunigtem Tempo eine „Armee von Weltklasse“ aufzustellen. Die externe Zielgruppe ist klar: potenzielle Gegner außerhalb Chinas, allen voran im westlichen Pazifik. Die interne Zielgruppe sind die Kommandeurinnen und Kommandeure sowie die Truppe der PLA, denen eine beschleunigte Modernisierung und eine geschärfte Führungsfähigkeit über mehrere Domänen hinweg abverlangt wird.
Die Parade auf dem Platz des Himmlischen Friedens war ein synchrones Signal nach außen wie nach innen: „Wir fürchten keine Gewalt“, „wir beschleunigen Richtung Weltklasse“, „wir sind bereit für den Hochtechnologiekrieg“. Wie die NZZ resümiert, richtet sich die Inszenierung einer „Eisenmauer“ an jene, die Chinas rote Linien testen wollen – die Antwort, so wollte Peking zeigen, liegt weniger in Worten als in Marschformationen und der Präsentation neuer Systeme.
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