Frühe Laufbahn: Die Formierung eines Machttechnokraten
Einige biografische Stationen prägten Dmitri Kozaks weiteren Weg. Geboren im ukrainischen Gebiet Kirowohrad, leistete er seinen Wehrdienst in einer Speznas-Einheit des GRU ab, trat ins Polytechnische Institut Winnyzja ein und wechselte 1980 an die Juristische Fakultät der nach Schdanow benannten Leningrader Staatlichen Universität. Er leitete das operative Studentenkorps der Universität, wurde bereits mit 28 Jahren Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft Leningrad und war Parteiorganisator. In den 1990er Jahren diente er als Chefjustitiar des Verbands der Seehandelshäfen, leitete anschließend die Rechtsabteilung der damals aufmüpfigen Legislativversammlung Leningrads, stand dem Rechtskomitee des Petersburger Rathauses unter Anatoli Sobjak und Wladimir Jakowlew vor und wurde schließlich Vizegouverneur.
Im Mai 1999 wurde er stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung für Rechtsfragen, ab August 1999 leitete er den Regierungsapparat – als der wohl Putin-nächste Mann der „ersten Garde“. In dieser Zeit kam es zum ersten offenen Konflikt mit Dmitri Medwedew, der Kozak die Führung von Putins Wahlkampfstab abnahm, den eigenen Wechsel in die Präsidialverwaltung intrigant vorbereitete und schließlich – nicht ohne Medwedews Mithilfe – im Mai 2000 Putins Blockade von Kozaks Ernennung zum Generalstaatsanwalt Russlands erreichte.
Administrativ-rechtliche Reformen (2000–2004).
Anfang der 2000er Jahre betreute Kozak eine Reihe zentraler Staatsreformen. Als stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung verantwortete er die Angleichung der Regionalgesetzgebung an das Bundesrecht – faktisch die Durchsetzung einer „verfassungsmäßigen Ordnung“ im ganzen Land. Unter seiner Federführung entstanden umfassende Initiativen zur klareren Abgrenzung der Zuständigkeiten zwischen Zentrum und Regionen, inklusive der Ordnung des Bereichs „gemeinsamer Zuständigkeiten“ von Föderation und Subjekten. Kozak stutzte den „föderalen Wildwuchs“, kürzte die Befugnisse regionaler Führungen und reduzierte die Kompetenzen der kommunalen Selbstverwaltung. Parallel arbeitete er an einer Justizreform: 2001 präsentierte er einen Entwurf, der neue Prinzipien für die Ernennung von Richtern und eine Begrenzung ihrer Unabsetzbarkeit vorsah.
Konkret schlug Kozak vor, den lebenslangen Status von Richtern abzuschaffen (die Arbeitsgruppe drängte auf eine Altersgrenze von 65–70 Jahren – für Bundesbeamte galt damals bereits 60), für Gerichtspräsidenten und ihre Stellvertreter Amtszeiten von 5–10 Jahren einzuführen, die Zustimmung der Regionalparlamente zu neuen Richterkandidaturen zu streichen, das Ermittlungskomitee aus dem Innenministerium herauszulösen und ihm alle Verfahren zu übertragen, die bis dahin Polizei, Steuerpolizei und Staatsanwaltschaft führten. Ein Kernpunkt war zudem die Einschränkung der richterlichen Immunität: die vollständigen Verbote operativ-ermittlerischer Maßnahmen gegen Richter sollten fallen, ebenso das Verbot, ohne Zustimmung der Qualifikationskollegien Strafverfahren einzuleiten oder Ermittlungen gegen Richter vorzunehmen.
Schrittweise geriet die Justiz unter den Einfluss der Präsidialverwaltung und des FSB. Die Aushöhlung der richterlichen Unabhängigkeit wird vielfach Kozak zugeschrieben. Darüber hinaus beaufsichtigte er Reformen der Wohnungs- und Kommunalwirtschaft sowie weitere institutionelle Umbauten jener Jahre – die Grundlage der heutigen „Putinschen Machtvertikale“.
Als Leiter des Regierungsapparats unter Ministerpräsident Michail Fradkow galt Kozak als „Premier Nr. 2“ bzw. „inoffizieller Premier“. In dieser Funktion setzte er eine Reform der Exekutive um und plante auch eine Reorganisation der Zentralbank sowie der Präsidialverwaltung. Beobachter betonten, die neue Regierungsarchitektur sei Resultat von Kozaks Verwaltungsreform: Zur Transparenzsteigerung wurde die Zahl der Ministerien reduziert; die Exekutive wurde in normsetzende Organe (mit dem Recht, Gesetze auszuarbeiten und Verordnungen zu erlassen) und in Behörden und Dienste getrennt, die Entscheidungen der Ministerien umsetzen, flankiert von speziellen Aufsichtsinstitutionen.
Internationale Verhandlungen und das „Kozak-Memorandum“
2003 unternahm Kozak einen Versuch, den festgefahrenen Konflikt in Moldau zu lösen. Unter seiner Leitung entstand ein Transnistrien-Plan, der als „Kozak-Memorandum“ bekannt wurde.
Das Papier sah eine Umwandlung Moldaus in eine asymmetrische Föderation mit Sonderstatus für Transnistrien und Gagausien vor, die Verankerung der russischen Sprache als Staatssprache und die Präsenz eines russischen Friedenskontingents. Trotz zuvor signalisierten Einverständnisses lehnte der moldauische Präsident die Unterschrift in letzter Minute ab – der Plan wurde nicht umgesetzt. Gleichwohl zeigte die Initiative Kozaks Fähigkeit, unkonventionelle diplomatische Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln. In der Folge sollten die Ukraine und Moldau Kozaks Karriereperspektiven spürbar einhegen.
Kuratel über den Nordkaukasus (2004–2007).
Im Herbst 2004, nach dem Terroranschlag von Beslan, wurde Kozak zum Präsidentenbevollmächtigten im neu geschaffenen Südlichen Föderationskreis ernannt und übernahm zugleich den Vorsitz einer Sonderkommission für den Nordkaukasus. Er erhielt weitreichende Kompetenzen zur Koordination föderaler Behörden in der Region, in Einzelfällen auch der Sicherheitsorgane. Trotz einzelner Erfolge (etwa der schnellen Beruhigung der Lage nach Beslan) kamen viele Reformen im Nordkaukasus nur mühsam voran und stießen vor Ort auf Widerstände. Kozak geriet ernsthaft mit FSB-Generälen aneinander, hegte eine offene Abneigung gegen Ramsan Kadyrow und dessen Umfeld und machte Fehler in Dagestan. Er versuchte, offene Konflikte und „Brände“ zu löschen, kam aber zum Schluss, dass Machtgruppen in der Region „politische und wirtschaftliche Ressourcen monopolisiert“ hätten: „In allen nordkaukasischen Republiken werden Führungspositionen in Behörden und großen Unternehmen von Personen bekleidet, die in Verwandtschaftsbeziehungen zueinander stehen. In der Folge wurde das System von checks and balances zerstört, was zur Ausbreitung von Korruption führt… Die Führung der nordkaukasischen Republiken hat sich von der Gesellschaft abgekoppelt, ist zu einer geschlossenen Kaste geworden und bedient ausschließlich persönliche Interessen.“ Seine Folgerungen: Die Ökonomien des Kaukasus basierten überwiegend auf Haushaltsumverteilung, die an die Regionalmacht gebunden, ineffizient und ungerecht sei. Die Bundesbehörden agierten administrativ, setzten mangels Instrumenten häufig notgedrungen auf „starke“ Führer und fänden keinen Zugang zur Bevölkerung. Kozak hielt den Aufbau einer „Bergrepublik“ für notwendig. Zudem plädierte er für direkte Bundesverwaltung in de facto bankrotten Regionen.
Ministerium für regionale Entwicklung (2007–2008).
2007 übernahm Kozak das neue Ministerium für regionale Entwicklung. Er brachte die Idee nationaler Projekte sowie von Ausgleichsprogrammen zwischen Föderationssubjekten ein. Ihm stand ein riesiger Territorialentwicklungs-Haushalt zur Verfügung, die Kontrolle darüber verlor er jedoch auf Initiative Alexei Kudrins.
Olympia in Sotschi und Großprojekte.
Seit Oktober 2008 amtierte Kozak als Vizepremier und betreute große Infrastrukturvorhaben. Ihm wurde die Organisation der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi übertragen. Faktisch fungierte er als operativer Gesamtmanager für den Bau der Olympia-Objekte, die städtische Infrastruktur Sotschis, die Energieversorgung und die Mittelverwendungskontrolle. Trotz Kritik an den Rekordkosten wurde das Projekt unter seiner Aufsicht fertiggestellt; die Spiele liefen ohne gravierende Störungen.
Integration der Krim und Aufsicht über den Energiekomplex
Nach der 2014 erfolgten Eingliederung der Krim wurde Kozak beauftragt, die neuen Regionen in den russischen Rechts- und Wirtschaftsraum zu integrieren. Als Vizepremier verantwortete er die Bildung der Behörden in der Republik Krim und in Sewastopol, die Lösung akuter Probleme der Energie- und Wasserversorgung sowie die Entwicklung der Kurinfrastruktur. Er beaufsichtigte die Tarifpolitik, den Öl- und Gassektor und die Interaktion des Staates mit den größten Konzernen dieser Branchen.
Fachliche Qualitäten und Reputation
Kozaks Verhältnis zum Putin-Team und zum Sicherheitsblock war nie besonders gut – er war zu eigenständig. Seine Kompetenz und sein Selbstbewusstsein ließen ihn ungern Positionen räumen. Putin betraute ihn wiederholt mit den „schwierigsten Abschnitten“, machte ihn Anfang der 2000er zu einer Schlüsselfigur. Kozak vereinte tiefe juristische Expertise mit praktischem administrativem Talent und Durchsetzungsfähigkeit. Wer ihn kannte, nennt ihn Pragmatiker mit analytischer Denke, einen Macher, der konkretes Ergebnis ideologischen Debatten vorzieht.
Das Image des „Technokraten“ verfestigte sich durch seinen Arbeitsstil: seltene öffentliche politische Auftritte, Fokus auf Auftragserfüllung und Zielerreichung – dafür wurde er geschätzt. Insider betonen, Kozak gehöre nicht zu den „Lieblingen“ der breiteren Putin-Elite, genieße aber persönliches Vertrauen des Präsidenten. Mit Dmitri Medwedew lag er offen über Kreuz; ein Verhältnis entstand nie. Putin spielte in der Anfangsphase der Präsidialverwaltung mit den Gegensätzen zwischen Alexander Woloschin, Medwedew, Kozak und Igor Setschin. 2003 verlor Kozak den Kampf um den Chefposten der Präsidialverwaltung an Medwedew – Putin setzte auf den für ihn berechenbareren Medwedew. Drei Monate arbeitete Kozak mit Medwedew zusammen und wechselte dann als Leiter des Apparats von Michail Fradkow ins Weiße Haus. Äußerst angespannt waren seine Beziehungen zum Sicherheitsblock; Kozak sah dessen Funktion als nachgeordnet an.
Kozak galt als wirksamer Krisenmanager. Wiederholt wurde er entsandt, um „verklemmte“ Problemfelder zu entwirren – Ordnung in Regionen wiederherzustellen, harte Reformen durchzusetzen oder große, gefährdete Projekte zu liefern. Dafür verglich ihn die Presse mit Anatoli Tschubais der 1990er, der für Jelzin ähnlich als „universeller Krisenmanager“ fungierte. Wie Tschubais übernahm Kozak die „explosivsten Abschnitte“ und erledigte die Aufgaben – nötigenfalls mit harten Mitteln. Sein Ruf als „Mann für Sonderaufträge“ verfestigte sich bereits in den frühen 2000ern, als er den juristischen Unterbau für Putins Kernreformen lieferte.
2005–2006 fiel Kozaks Name unter den potenziellen Putin-Nachfolgern. 2003 leitete er Putins Wahlkampagne, doch erneut wurde er nicht Chef der Präsidialverwaltung. In der Nachfolgedebatte unterstützte Kozak Sergej Iwanow und baute später ein Vertrauensverhältnis zum künftigen Leiter der Präsidialverwaltung auf. Zum Kozak-Umfeld zählten Taimuras Bolloew und Wiktor Wekselberg; er pflegte enge Kontakte zu Andrei Kostin und Herman Gref und war mit der Familie Magomedow befreundet.
2012 beauftragte Putin Kozak mit dem Vorsitz einer Kommission zur Bewertung der Leistungsfähigkeit föderaler und regionaler Behörden; sein Stellvertreter wurde Anton Wajno.
Persönliche Eigenschaften und Führungsstil
Kozak ist äußerst diszipliniert. Kollegen heben seine Ruhe und Unerschütterlichkeit in jeder Lage hervor. Nicht zufällig erhielt er im Kreml den Spitznamen „Cheshire-Katze“ – wegen seines häufigen Lächelns bei gleichzeitig höchster Vorsicht und Undurchdringlichkeit in Aussagen.
Er bevorzugt die sachliche, nichtöffentliche Lösung von Fragen. Einerseits gilt er als höflicher, kultivierter Vorgesetzter, der Grobheiten meidet; andererseits verweisen Kritiker darauf, dass hinter der weichen Oberfläche die Bereitschaft steht, eine harte Linie leise durchzusetzen. Andere berichten, er habe auch laut werden und mit der Faust auf den Tisch schlagen können.
Im Umgang mit Untergebenen zeigt Kozak Strenge, aber Korrektheit. Er dringt sorgfältig in die Materie ein, stützt sich auf Fakten und Rechtsnormen. Populismus oder Improvisation liegen ihm fern; er agiert als rationaler Administrator, der regelkonforme Umsetzung erwartet. Zeitzeugen erinnern, dass Kozak in Sitzungen oft als Schiedsrichter auftrat und Debatten zu juristisch präzisen Lösungen führte. Diese Art verschaffte ihm Respekt von Fachleuten, erzeugte aber mitunter das Bild eines kühlen Bürokraten. Viele sagen, Kozak sei ein guter Jurist, aber ein schlechter Manager: schwach in Menschenkenntnis, mit zahlreichen Führungsfehlern. Er sei ehrgeizig, aber schwach in der konkreten Umsetzung. Oft wird erinnert, dass lange Zeit Sergej Gaplikow – Chef von Olimpstroj und später Republik Komi – zu seinen Favoriten gehörte; Kozak setzte auf ihn und wollte ihn in die Regierung holen, doch Gaplikow erwies sich am Ende schlicht als Alkoholiker.
In informellen Situationen kann Dmitri Nikolajewitsch indes für sich einnehmen – sein Lächeln und die Fähigkeit, die Spannung mit einem Scherz zu lösen, halfen in Verhandlungen. Insgesamt formten Zurückhaltung, Beharrlichkeit und Intellektualität sein Image als „leiser Technokrat“ in den oberen Rängen der Macht.
Ein weiteres Merkmal: Kozak war stets dagegen, Verhaftungen und Repressionen als Elemente politischer Kultur zu nutzen. Schrittweise verschlechterte er damit sein Verhältnis zu den Sicherheitsorganen. Freunde berichten, es sei versucht worden, kompromittierendes Material zu sammeln; 2011 veröffentlichte Alexei Nawalny einen offenkundig bestellten Beitrag zur Verkaufs-Affäre um das Gebäude der ungarischen Handelsmission im Zentrum Moskaus zugunsten des Ministeriums für regionale Entwicklung. Die Silowiki legten es offen darauf an, Kozak zu versenken. Bemerkenswert: Kozak „kann nicht stehlen“ – das ist sein Markenzeichen.
Einer der Hauptvorwürfe gegen Kozak betrifft die unvollständige Umsetzung der von ihm angestoßenen Reformen der frühen 2000er. Trotz wichtiger Initiativen fielen die Resultate der Verwaltungsreform und der Kompetenzumverteilung zwiespältig aus. Viele Gouverneure beklagten, Regionen seien zusätzliche Aufgaben übertragen worden, ohne ausreichende Finanzierung – „mehr Befugnisse, weniger Geld“. Die Reform optimierte zwar die Bundesarchitektur, löste aber das Grundproblem der sauberen Trennung von Normsetzung und Aufsicht zwischen den Ressorts nicht. Kritiker warfen Kozak übergroße Loyalität gegenüber dem Kurs auf Zentralisierung vor; er habe nicht widersprochen, als das Recht als Instrument gegen Regimegegner eingesetzt wurde. In unabhängigen Medien galt er zeitweise als „grauer Kardinal“ der Kreml-Rechtspolitik – ein qualifizierter Jurist, der politisch motivierten Entscheidungen eine juristische Basis gab.
Die Ukraine-Schiene und der finale Abstieg
In den letzten Jahren rückte Kozaks Rolle in der Ukraine-Frage ins Zentrum.
2020 kehrte er als Stellvertreter des Leiters der Präsidialverwaltung, Anton Wajno, in die AП zurück.
Kozak beaufsichtigte die Direktionen für grenznahe Zusammenarbeit sowie für interregionale und kulturelle Beziehungen mit dem Ausland und vertrat Russland in den Verhandlungen des „Normandie-Formats“ (Russland, Ukraine, Deutschland, Frankreich) zur Beilegung des Ukraine-Konflikts.
Als Verhandlungskoordinator mit Kiew bemühte sich Kozak 2020–2021 um eine friedliche Lösung im Donbass. Laut Reuters-Quellen sprach er sich am 21. Februar 2022 im nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Sicherheitsrats gegen einen Militäreinsatz in der Ukraine aus und führte nach dem 24. Februar Gespräche mit Kiew, bei denen er mehrere für Moskau zentrale Zugeständnisse erreicht habe (u. a. den Verzicht auf einen NATO-Beitritt). Präsident Putin wies das Paket jedoch zurück und bestand auf Fortsetzung des Krieges, berichtete Reuters im August 2022. Kozak habe vor den schweren Folgen gewarnt und sogar einen Kompromiss (Garantien des Nichtbeitritts) vorgeschlagen, um den Krieg zu verhindern. Nach Februar 2022 sank seine öffentliche Sichtbarkeit, und hinter den Kulissen war von Einflussverlust die Rede.
Auch die New York Times schrieb im August dieses Jahres, Kozak habe sich nichtöffentlich gegen die Kriegführung ausgesprochen; demnach legte er Putin in diesem Jahr nochmals einen Vorschlag für einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen vor.
Lange agierte Kozak in der „zweiten Reihe“ – nicht als öffentlicher Politiker, sondern als Strippenzieher. Strategisch war seine Rolle gleichwohl wichtig. Der Politologe Stanislaw Belkowski berichtet, Putin habe 2004 ernsthaft erwogen, Kozak zum Premier zu machen. Stattdessen wurde er in den Kaukasus entsandt – vielleicht ein Zeichen, dass Putin eigenständige Figuren in seinem Umfeld auf Dauer ermüden.
Mit der Zeit driftete Kozak an den Rand der Macht. Gestartet als Kandidat für Generalstaatsanwalt, Premier und Chef der Präsidialverwaltung, bekleidete er am Ende Stellvertreterrollen und verlor wiederholt die Hinterzimmer-Spiele.
2025 verlor Kozak seinen letzten Machtkampf gegen Sergej Kirijenko und die Sicherheits-Corporation, die der außersystemischen Ideen Kozaks überdrüssig geworden war.
Aus seinem Umfeld heißt es, er sei ernsthaft erkrankt, sein Gesundheitszustand habe sich zuletzt verschlechtert. Man habe ihn nicht aus dem Kreml gedrängt; er verbringe schlicht viel Zeit im Krankenhaus. Aus dem Amtsträger sei ein Gesprächspartner Putins geworden.
Gerüchteweise wollte Putin Kozak zum Präsidentenbevollmächtigten in St. Petersburg machen, fand jedoch weder bei Gouverneur Beglow noch bei den Kowaltschuks oder Medwedew Unterstützung. Kozaks öffentliche Demission ist die erste seit Langem. Üblicherweise werden Abgänge mit formellen Präsidialerlassen flankiert und durch Verschiebungen auf unbedeutende kommerzielle Posten oder durch den Status eines Beraters/Helfers des Präsidenten abgefedert. Mit einer solchen Formel ist eine Rückkehr in wirkliche Machtkreise praktisch ausgeschlossen.