Die Ölpreise setzten am Montag die Gewinne der Vorwoche fort: Der Markt verarbeitet zugleich den wachsenden Druck auf russische Lieferungen und Prognosen eines Überschusses gegen Jahresende. Laut Börsendaten hält sich Brent über 67 US-Dollar je Barrel (etwa +2,3 % über die vergangene Woche), während West Texas Intermediate (WTI) um 63 US-Dollar notiert. Wie Branchendienste — darunter Bloomberg — betonen, bleibt die Bewegung fragil: Die Handelsspanne ist eng, und die Nachrichtenlage gemischt.
Politischer Faktor: verschärfter Druck der USA und der NATO
Präsident Donald Trump forderte erneut, dass europäische Staaten den Kauf russischen Öls einstellen. Zuvor hatte er erklärt, er sei bereit, „massive“ Sanktionen gegen die Rohöllieferungen des OPEC+-Mitglieds zu verhängen, sofern die NATO-Verbündeten mitziehen. Trotz deutlich reduzierter Käufe in weiten Teilen Europas importieren einige Mitglieder des Bündnisses — insbesondere Ungarn und die Türkei — weiterhin russisches Öl.
Parallel bereitet Washington härtere Handelsmaßnahmen im Kreis der Gruppe der Sieben (G7) vor: Nach Marktberichten werden die USA ihre Partner drängen, Zölle von bis zu 100 % auf China und Indien zu erwägen — als Reaktion auf deren Käufe russischen Öls. Nach Einschätzung von Bloomberg könnten solche Initiativen die Handelsströme neu ordnen und die kurzfristige Preisvolatilität verstärken.
Geopolitische Risiken: Angriffe auf Infrastruktur und Drohnenattacken
Händler verfolgen zudem die Lage im Nahen Osten nach dem israelischen Angriff in Katar in der vergangenen Woche sowie die ukrainischen Attacken auf Raffinerien und Häfen in Russland. Am Wochenende trafen Drohnen den Kinef-Komplex — eine der größten Raffinerien des Landes im Besitz von Surgutneftegas — mit einer Nennkapazität von mehr als 20 Mio. Tonnen pro Jahr. Weitere Schäden an der Exportinfrastruktur könnten das Gleichgewicht der Spot-Ladungen rasch verschieben und die Preise stützen.
Vor diesem Hintergrund, so betont Vanda Insights, ist der konfliktbedingte Risikoaufschlag rund um russische Lieferungen der zentrale Treiber für den Markt. „Das Patt in der Ukraine ist der Schlüsselfaktor für den Ölmarkt, und das unmittelbare Risiko zeigt nach oben — aufgrund potenziell neuer Sanktionen und weiterer Angriffe auf die russische Exportinfrastruktur für Öl“, sagte Vandana Hari, Gründerin des Analysehauses Vanda Insights in Singapur.
Bärische Fundamentaldaten: enge Spanne, Fonds ziehen sich zurück und Überschussrisiko
Gleichzeitig ziehen die Fundamentaldaten die Preise in die Gegenrichtung. Im letzten Monat bewegte sich Rohöl überwiegend in einer Spanne von weniger als 5 US-Dollar je Barrel — ein Zeichen dafür, dass sich gegenläufige Kräfte gegenseitig neutralisieren. Hedgefonds haben derweil ihre bullischen Netto-Positionen in US-Rohöl auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen zurückgefahren — ein Signal der Vorsicht und einer gewissen Ermüdung gegenüber geopolitischen Zickzackbewegungen.
Zusätzlichen Druck erzeugt die Politik der OPEC+: Das Bündnis beginnt vorzeitig, einen Teil der jüngst eingeführten Förderkürzungen zurückzunehmen. Auf dieser Basis projiziert die Internationale Energieagentur (IEA) für das nächste Jahr einen Rekordüberschuss — also ein Überangebot gegenüber der Nachfrage, das die Preise typischerweise belastet. Wie Vanda Insights formuliert: „Erwartungen eines Überhangs üben Abwärtsdruck aus — allerdings nur, sofern die Ukraine-Schlagzeilen nachlassen.“
Worauf es als Nächstes ankommt
- Sanktions- und Zollpolitik. Sollten Washingtons Vorstöße in der G7 in konkrete Zollentscheidungen gegen die Käufe russischen Rohöls durch China und Indien münden, könnten sich Handelsrouten abrupt verschieben und kurzfristige Preisspitzen auslösen. Nach Einschätzung von Bloomberg würde das zusätzliche „Nervosität“ in den Markt bringen und das Arbitragefenster für unabhängige Händler verengen.
 - Infrastrukturrisiken. Neue Angriffe auf russische Raffinerien und Häfen (oder glaubhafte Drohungen) könnten die bärischen Fundamentaldaten schnell überlagern — insbesondere bei nahegelegenen Qualitäten und bestimmten Ladeprogrammen.
 - Maßnahmen der OPEC+. Umfang und Tempo der Rückführung „zurückgehaltener“ Volumina beeinflussen die Balance direkt: Je schneller die Ausweitung, desto hartnäckiger der Abwärtsdruck auf die Preise — ceteris paribus.
 - Positionierung der Fonds. Historisch niedrige Netto-Longs schaffen Raum für kräftige Gegenbewegungen bei jedem „hawkishen“ Nachrichtenimpuls — von Sanktionen bis zu logistischen Force-majeure-Ereignissen.
 
Der Markt bleibt zwischen Geopolitik und fundamentalen Projektionen „aufgespannt“. Kurzfristig reagiert der Preisverlauf weiterhin stark auf Nachrichten zu Sanktionen und Infrastrukturangriffen, während mittelfristig die Erwartungen eines Überschusses und die Disziplin der OPEC+ den Kurs vorgeben. Lässt der Strom „harter“ Schlagzeilen nach, dürften bärische Treiber wieder die Oberhand gewinnen — vorerst bleibt das Gleichgewicht jedoch fragil.
Dieser Artikel wurde auf Grundlage von bei Bloomberg veröffentlichten Informationen erstellt. Der vorliegende Text stellt eine eigenständige Bearbeitung und Interpretation dar und erhebt keinen Anspruch auf die Urheberschaft der ursprünglichen Inhalte.
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