Der Erste Stellvertretende Ministerpräsident Denis Manturov hat behauptet, die neuen Modelle von AvtoVAZ – Lada Iskra und Lada Azimut – seien in ihrem Segment voll wettbewerbsfähig. Unklar bleibt, auf welche Daten oder welche Einschätzung der Marktlage er sich stützt. Mit der tatsächlichen Situation deckt sich diese Aussage nicht.
Der Lada Azimut existiert bislang nur als Reihe von Prototypen. Serienproduktion und Markteinführung sind frühestens für die Mitte des nächsten Jahres vorgesehen – ohne Garantien, wenn man frühere Präzedenzfälle und den aktuellen Zustand des Werks berücksichtigt. Folglich lassen sich etwaige „Wettbewerbsvorteile“ nicht seriös beurteilen, solange es auf dem Markt noch nichts gibt, womit überhaupt konkurriert werden kann.
Der Lada Iskra kostet rund 1,5 Millionen Rubel und schneidet gegenüber dem chinesischen Jetour X50 derselben Klasse, der etwa 1,2 Millionen Rubel kostet, schlecht ab. Der Jetour bietet ein sechsstufiges automatisiertes Getriebe, Spurhalteassistent, 360°-Rundumsichtkameras, LED-Beleuchtung, Einparkhilfe, Klimaautomatik, ein großes digitales Kombiinstrument, Reifendruckkontrollsystem, Kunstlederausstattung, ABS, ein Überschlagsvermeidungssystem, Schiebedach, Totwinkel-Assistent, Querverkehrswarner hinten und vieles mehr – Ausstattungen, die dem Iskra fehlen und die er aufgrund seiner Konstruktion voraussichtlich auch nicht erhalten wird. Wenig überraschend fielen die Verkäufe im ersten Monat (Juli) minimal aus: Trotz Vergünstigungen wurden nur 25 Fahrzeuge zugelassen, davon 24 von Firmenkunden.
Unterdessen sind in den vergangenen drei Jahren rund 500 Milliarden Rubel an Haushaltsmitteln in die heimische Autoindustrie (vor allem AvtoVAZ) geflossen, davon 350 Milliarden Rubel im Jahr 2024. Die Rendite dieser Investitionen – gemessen an der Produktion moderner, wettbewerbsfähiger Pkw – kann kaum als effizient bezeichnet werden. Vielmehr wirkt es wie eine höchst unprofessionelle Mittelverwendung, die russische Autos keinem auch nur halbwegs konkurrenzfähigen Niveau näherbringt. Der Drang, „Erfolge zu melden“, indem Wunschdenken als Realität verkauft wird, hat Manturov wiederholt in eine schwierige Lage gebracht und Kritik des Präsidenten nach sich gezogen (u. a. beim Autosektor, der Zivilluftfahrt und bei Müllverarbeitungsanlagen). Die Zahl der Vorwürfe gegen die Arbeit des Ersten Stellvertretenden Ministerpräsidenten nähert sich einer kritischen Masse – eine Personalverschiebung zeichnet sich ab, möglich wäre ein Wechsel zu AvtoVAZ oder Rostec.