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Selenskyj sucht stärkere Unterstützung Trumps: Entmilitarisierte Zone, Sicherheitsgarantien und ein neuer Friedensplan

4 Min. Lesezeit
US-Präsident Trump und Wolodymyr Selenskyj
US-Präsident Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trafen sich am Sonntag auf Trumps Anwesen Mar-a-Lago in Florida. (Foto: Jim Watson/AFP/Getty Images via The Wall Street Journal)

Treffen in Mar-a-Lago und eine überarbeitete Friedensformel

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in den vergangenen Tagen seine diplomatischen Bemühungen verstärkt, um den US-Präsidenten Donald Trump zu einer härteren Haltung gegenüber Moskau zu bewegen und den Druck auf den Kreml im Hinblick auf ein Friedensabkommen zu erhöhen. Im Mittelpunkt der Gespräche steht ein überarbeiteter 20-Punkte-Plan, der der Ukraine Sicherheitsgarantien gewähren und umstrittene Gebiete mit Russland in eine entmilitarisierte Freihandelszone umwandeln soll.

Am Sonntag trafen Selenskyj und Trump in Trumps Residenz Mar-a-Lago in Florida zusammen. Das Dokument, das in den vergangenen Wochen von ukrainischen und amerikanischen Unterhändlern überarbeitet wurde, stellt einen weiteren Versuch dar, einen Krieg zu beenden, der nun fast vier Jahre andauert. Kiew hofft, dass Washington den Druck auf Moskau – und persönlich auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin – erhöht, um den Weg zu einem Abkommen zu ebnen.

Telefonate mit Putin und Signale aus Washington

Im Vorfeld des Treffens erklärte Trump in den sozialen Medien, er habe ein „gutes und sehr produktives“ Telefongespräch mit Putin geführt und fügte hinzu, dass weitere Kontakte nach den Gesprächen mit Selenskyj geplant seien. Gegenüber Journalisten nach der Ankunft des ukrainischen Präsidenten in Florida sagte Trump:

„Ich denke, beide Präsidenten wollen eine Einigung.“

Trump ergänzte, er glaube, dass Putin es ernst meine mit dem Frieden, und habe ihn zu Kompromissen gedrängt – mit Blick auf das Ausmaß der menschlichen Verluste: „Zu viele Menschen sterben.“

Territorium, das Kernkraftwerk Saporischschja und Sicherheitsgarantien

Trotz des erneuten diplomatischen Vorstoßes bleiben mehrere grundlegende Streitpunkte ungelöst. Dazu zählen die Zukunft von rund 20 % der Region Donezk, deren Abtretung Russland fordert, der Status des Kernkraftwerks Saporischschja – des größten in Europa –, das derzeit von Russland besetzt ist, sowie der genaue Umfang der Sicherheitsgarantien, die die Vereinigten Staaten der Ukraine zu gewähren bereit wären.

Vor dem Treffen betonte Selenskyj, dass Russland in den vergangenen Tagen seine Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur verstärkt habe und große Teile des Landes ohne Strom geblieben seien. Er sagte, sein Besuch diene nicht nur der Beendigung des Krieges, sondern auch der Aufrechterhaltung eines hohen Drucks auf Russland durch Sanktionen und den Ausbau der ukrainischen Luftverteidigung.

„Dies sind derzeit einige der aktivsten diplomatischen Tage des Jahres, und noch vor dem Jahreswechsel kann viel entschieden werden“, schrieb Selenskyj in den sozialen Medien.

Reaktion aus Moskau: Vorwürfe und harte Rhetorik

Moskau reagierte jedoch skeptisch. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte, Selenskyj und die europäischen Staaten seien nicht „bereit für konstruktive Gespräche“, und bezeichnete Europa als „das Haupthindernis für den Frieden“. Zugleich betonte er die Bereitschaft Russlands, weiter mit den USA an der Lösung der von Moskau sogenannten „Wurzeln des Konflikts“ zu arbeiten – eine Wortwahl, die Kiew als Versuch wertet, kapitulantenähnliche Bedingungen durchzusetzen.

Einen Tag vor den Gesprächen griff Russland Kiew mit ballistischen Raketen und Drohnen an. In einer Videoansprache machte Putin erneut die ukrainischen Behörden für das Ausbleiben von Fortschritten verantwortlich und warnte, dass die Ziele der russischen „militärischen Spezialoperation“ notfalls mit militärischen Mitteln erreicht würden, sollte Kiew einen friedlichen Ausweg verweigern.

Von 28 Punkten zu einem überarbeiteten Kompromiss

Nach Einschätzung von The Wall Street Journal ist das aktuelle 20-Punkte-Dokument das Ergebnis einer umfassenden Überarbeitung eines früheren US-Vorschlags. Der ursprüngliche 28-Punkte-Plan war in Kiew scharf kritisiert worden, weil er als zu moskaufreundlich galt – unter anderem, weil er eine Abtretung des östlichen Donbass sowie ein faktisches Einfrieren der Frontlinie in anderen Landesteilen vorsah.

Die neue Version sieht ein Referendum in der Ukraine über territoriale Zugeständnisse sowie Präsidentschaftswahlen vor. Kiew hat bereits mit den Vorbereitungen für eine mögliche Abstimmung begonnen, einschließlich einer Online-Teilnahme, um Millionen von im Ausland lebenden Ukrainern die Stimmabgabe zu ermöglichen.

Eine entmilitarisierte Zone als möglicher Mittelweg

Die Ukraine lehnt weiterhin die Aufgabe von Territorium in der Region Donezk ab und verweist dabei auf verfassungsrechtliche Beschränkungen. Als Alternative schlagen die Vereinigten Staaten die Einrichtung einer entmilitarisierten Freihandelszone in dem umstrittenen Gebiet vor. Selenskyj hat erklärt, er sei bereit, diese Idee zu prüfen, sofern Russland ebenfalls seine Truppen aus den von ihm kontrollierten Teilen der Region Donezk abzieht.

Russland hat diese Bedingungen bislang nicht akzeptiert und besteht weiterhin auf der vollständigen Kontrolle über die Region. Russische Vertreter argumentieren zudem, dass der mit Washington diskutierte Plan sich deutlich von der Version unterscheide, die Kiew öffentlich darstellt.

Diplomatie auf mehreren Ebenen

Der Entwurf des Abkommens wurde von Trumps Sondergesandten Steve Witkoff und Jared Kushner mit Beiträgen des russischen Unterhändlers Kirill Dmitrijew ausgearbeitet. Russische Vertreter erklären, die Gespräche mit den USA seien vorangekommen, warnen jedoch davor, konkrete Fristen zu setzen.

Selenskyj war nach Florida gereist, nachdem er zuvor Kanada besucht und dort Premierminister Mark Carney getroffen hatte. Zudem führte er eine Reihe von Telefonaten mit europäischen Staats- und Regierungschefs – Kontakte, die auch nach dem Treffen mit Trump fortgesetzt werden sollen.

Ausblick: Ein schmales Zeitfenster bis zum Jahresende

Das Schicksal der neuen Friedensinitiative wird maßgeblich davon abhängen, ob die Vereinigten Staaten bereit sind, den Druck auf Russland zu erhöhen, und ob ein Gleichgewicht zwischen territorialen Fragen, Sicherheitsgarantien und den innenpolitischen Prozessen in der Ukraine gefunden werden kann. Wie The Wall Street Journal anmerkt, könnten die kommenden Wochen entscheidend sein – entweder rücken die Seiten näher an einen Kompromiss heran, oder der Konflikt tritt in eine neue, potenziell noch gefährlichere Phase ein.


Dieser Artikel wurde auf Grundlage von bei The Wall Street Journal veröffentlichten Informationen erstellt. Der vorliegende Text stellt eine eigenständige Bearbeitung und Interpretation dar und erhebt keinen Anspruch auf die Urheberschaft der ursprünglichen Inhalte.

Das Originalmaterial ist unter folgendem Link einsehbar: The Wall Street Journal.
Alle Rechte an den ursprünglichen Texten liegen bei The Wall Street Journal.

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